Ein Sturm im Bundesstaat Unity im Südsudan. © Andy Spyra / Welthungerhilfe
Der WeltRisikoBericht
Jedes Jahr leiden weltweit Millionen Menschen unter Katastrophen infolge extremer Naturereignisse. Aber ob Erdbeben, Stürme oder Überschwemmungen, das Risiko, dass sich ein Naturereignis zur Katastrophe entwickelt, ist immer nur zum Teil von der Stärke des Naturereignisses selbst abhängig. Denn ebenso entscheidend sind die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und die Strukturen, im Katastrophenfall schnell zu reagieren und zu helfen. Je fragiler das Infrastrukturnetz, je höher beispielsweise das Ausmaß extremer Armut und Ungleichheit ist und je schlechter der Zugang zum öffentlichen Gesundheitssystem, desto verwundbarer ist die Gesellschaft gegenüber Naturereignissen. Extreme Naturereignisse können nicht direkt verhindert werden, aber Länder können durch die Bekämpfung von Armut und Hunger, durch die Stärkung von Bildung und Gesundheit und durch das Ergreifen von Vorsorgemaßnahmen das Katastrophenrisiko reduzieren. Wer erdbebensicher baut, Frühwarnsysteme installiert und nutzt und in den Klima- und Umweltschutz investiert, ist besser gewappnet gegen extreme Naturereignisse.
Die jährlich erscheinenden Ausgaben fokussieren sich auf ein Schwerpunktthema und enthalten den WeltRisikoIndex. Seit 2018 wird der Bericht in Kooperation mit dem Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht (IFHV) der Ruhr-Universität Bochum herausgegeben. Der WeltRisikoBericht soll einen Beitrag dazu leisten, dass die Zusammenhänge zwischen Naturereignissen, Klimawandel, Entwicklung und Vorsorge auf globaler Ebene betrachtet und zukunftsorientierte Schlussfolgerungen für Hilfsmaßnahmen, Politik und Berichterstattung gezogen werden.
Fokus: Soziale Sicherung
Soziale Sicherungssysteme schützen Menschen vor einer Vielzahl sozialer Risiken – beispielsweise durch finanzielle Absicherung im Krankheitsfall, bei Unfällen, Arbeitslosigkeit oder im Alter. Zudem gewährt soziale Sicherung Zugang zu essenziellen Gütern und fördert Möglichkeiten in besonderen Lebenslagen, etwa durch Mutterschaftsleistungen und Familienleistungen.
Insbesondere im Kontext von Krisen und Katastrophen sind soziale Sicherungssysteme zentrale Instrumente, um Menschen gegen gesellschaftliche Risiken abzusichern. Durch staatliche, private und informelle Sicherungsleistungen können Menschen vor akuter Not, Hunger und Armut geschützt und soziale Ungleichheit abgebaut werden.
Bislang ist der Zugang zu angemessener sozialer Sicherung jedoch nur für einen Teil der Weltbevölkerung Realität. Insbesondere in Hotspot-Regionen des Katastrophenrisikos sind umfassende und gerechte Sicherungssysteme entscheidend. Die zunehmend sichtbaren Auswirkungen des Klimawandels sowie die Corona-Pandemie unterstreichen die Notwendigkeit, soziale Sicherungssysteme weiter auszubauen und noch stärker in Katastrophenvorsorge und Maßnahmen gegen den Klimawandel zu integrieren.
Entsorgung bioinfektiöser Abfälle vor dem Krankenhaus San Juan de Dios in Guatemala-Stadt, Guatemala. © Simone Dalmasso / Brot für die Welt
WeltRisikoIndex
Der WeltRisikoIndex gibt das Katastrophenrisiko durch extreme Naturereignisse für 181 Länder der Welt an. Berechnet wird er pro Land durch die Multiplikation der Exposition und der Vulnerabilität. Die Exposition steht für die Bedrohung der Bevölkerung durch Erdbeben, Stürme, Überschwemmungen, Dürren und den Meeresspiegelanstieg. Die Vulnerabilität bildet den gesellschaftlichen Bereich ab und setzt sich aus drei Komponenten zusammen, die in der Berechnung gleich gewichtet werden:
- Anfälligkeit beschreibt strukturelle Merkmale und Rahmenbedingungen einer Gesellschaft und bezeichnet die Wahrscheinlichkeit, im Falle eines extremen Naturereignisses Schaden davonzutragen.
- Bewältigung beinhaltet verschiedene Fähigkeiten von Gesellschaften, negative Auswirkungen von Naturgefahren und Klimawandel mittels direkter Handlungen und zur Verfügung stehender Ressourcen minimieren zu können.
- Anpassung umfasst Maßnahmen und Strategien, die Gesellschaften ergreifen, um mit den in der Zukunft liegenden negativen Auswirkungen von Naturgefahren und Klimawandel umzugehen. In Abgrenzung zur Bewältigung wird Anpassung als langfristiger Prozess verstanden, der auch strukturelle Veränderungen beinhaltet.
Das Konzept des WeltRisikoIndex mit seinem modularen Aufbau wurde gemeinsam mit dem Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der Universität der Vereinten Nationen (UNU-EHS) entwickelt. Im Jahr 2017 und 2018 wurde der Index auf Basis neuer Erkenntnisse überarbeitet und Veränderungen auf der Ebene der Indikatoren vorgenommen. In den Index fließen 27 Indikatoren aus weltweit verfügbaren und öffentlich zugänglichen Datensätzen ein. Seit 2018 wird der Index vom Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht (IFHV) der Ruhr-Universität Bochum berechnet. Der WeltRisikoIndex dient unter anderem dazu, Entscheidungsträger:innen eine schnelle Orientierung zu bieten und Handlungsfelder für die Katastrophenvorsorge sichtbar zu machen.
Weltkarte des Risikos 2021
- sehr gering
0,30 - 3,25 - gering
3,25 - 5,54 - mittel
5,55 - 7,66 - hoch
7,67 - 10,71 - sehr hoch
10,72 - 47,73 - keine Daten
Der WeltRisikoBericht interaktiv
Der interaktive Reader „WeltRisikoBericht im Überblick“ gibt leicht verständlich Einblick in die Zusammenhänge zwischen extremen Naturereignissen, Klimawandel und Entwicklungszusammenarbeit. Das E-Paper basiert auf dem WeltRisikoBericht und wird jährlich aktualisiert. Es ist auch für den Schulunterricht ab der Mittelstufe geeignet.
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Aktuelle Grafiken und Abbildungen 2021
Unterrrichtsmaterialien
Sind Katastrophen vermeidbar?
Unterichtsmaterialien zum WeltRisikoIndex für Oberstufe und Erwachsenenbildung.