Flut in Bangladesch 2024 © Plan International / Tomal Samad
+++ Jetzt neu: Der WeltRisikoBericht 2025 +++
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Der WeltRisikoBericht
Jedes Jahr leiden weltweit Millionen Menschen unter Katastrophen infolge extremer Naturereignisse. Aber ob Erdbeben, Stürme oder Überschwemmungen, das Risiko, dass sich ein Naturereignis zur Katastrophe entwickelt, ist immer nur zum Teil von der Stärke des Naturereignisses selbst abhängig. Denn ebenso entscheidend sind die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und die Strukturen, im Katastrophenfall schnell zu reagieren und zu helfen. Je fragiler das Infrastrukturnetz, je höher beispielsweise das Ausmaß extremer Armut und Ungleichheit ist und je schlechter der Zugang zum öffentlichen Gesundheitssystem, desto verwundbarer ist die Gesellschaft gegenüber Naturereignissen. Extreme Naturereignisse können nicht direkt verhindert werden, aber Länder können durch die Bekämpfung von Armut und Hunger, durch die Stärkung von Bildung und Gesundheit und durch das Ergreifen von Vorsorgemaßnahmen das Katastrophenrisiko reduzieren. Wer erdbebensicher baut, Frühwarnsysteme installiert und nutzt und in den Klima- und Umweltschutz investiert, ist besser gewappnet gegen extreme Naturereignisse.
Die jährlich erscheinenden Ausgaben fokussieren sich auf ein Schwerpunktthema und enthalten den WeltRisikoIndex. Seit 2018 wird der Bericht in Kooperation mit dem Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht (IFHV) der Ruhr-Universität Bochum herausgegeben. Der WeltRisikoBericht soll einen Beitrag dazu leisten, dass die Zusammenhänge zwischen Naturereignissen, Klimawandel, Entwicklung und Vorsorge auf globaler Ebene betrachtet und zukunftsorientierte Schlussfolgerungen für Hilfsmaßnahmen, Politik und Berichterstattung gezogen werden.
Fokus: Überschwemmungen
Überschwemmungen gehören zu den häufigsten und verheerendsten Naturgefahren weltweit. Zwischen 2000 und 2019 waren sie für 44 Prozent aller Katastrophen verantwortlich, betrafen mehr als 1,6 Milliarden Menschen und führten zu wirtschaftlichen Schäden von mehr als 650 Milliarden US-Dollar. Eine klimabedingte Intensivierung von Starkregen, fortschreitende Urbanisierung und großflächige Landnutzungsänderungen verringern natürliche Retentionsräume und lassen Überschwemmungsrisiken weiter steigen. Der Bericht macht deutlich, dass Überschwemmungsrisiken sowohl durch den Klimawandel als auch durch menschengemachte Eingriffe in natürliche Systeme entstehen – und nur eine konsequent integrierte Kombination aus technologischen Frühwarnsystemen, partizipativer Governance, traditionellem Wissen und naturbasierten Lösungen ihre Dynamik nachhaltig brechen kann:
Politische Maßnahmen schaffen das institutionelle Fundament. Dezentrale Governance-Strukturen und partizipative Entscheidungsprozesse verlagern Verantwortung auf kommunaler Ebene, wo sie unmittelbar wirken. Nationale Rahmenwerke müssen Ressourcen gezielt dorthin lenken, wo sie gebraucht werden, und klare Verantwortlichkeiten festlegen. Nur so lassen sich Frühwarnungen effizient verbreiten und Evakuierungspläne bedarfsgerecht anpassen. Technologische Innovationen liefern datenbasierte Grundlagen für schnelle Entscheidungen. Satellitenfernerkundung erfasst Wasserstände und Landnutzungsänderungen flächendeckend, KI-gestützte Prognosemodelle verarbeiten diese Informationen in Echtzeit, und Community-Apps mobilisieren Betroffene unmittelbar. Die Integration in lokale Entscheidungsprozesse ist dabei entscheidend: Open-Access-Plattformen und partizipative Kartierungsverfahren gleichen Ungleichheiten im Technologiezugang aus und verknüpfen globale Datenressourcen mit lokalem Wissen. Soziale Resilienz entsteht durch die systematische Einbindung traditionellen Wissens. In Indonesien dienen Vogel- und Bodenindikatoren seit Jahrhunderten als Frühwarnsystem, während Nachbarschaften eigenständig Deiche instandhalten. Community-Based Disaster Risk Management verknüpft solche Praktiken mit wissenschaftlichen Methoden und schafft adaptive, kulturell angepasste Warnsysteme. Ökologische Maßnahmen nutzen naturbasierte Lösungen, um langfristige Puffer zu schaffen und Biodiversität zu fördern. Renaturierung von Flussauen, Mangrovenaufforstung und Feuchtgebietsmanagement bilden vielseitige Retentionsräume, die bei Extremhochwasser Wasser zurückhalten und gleichzeitig Lebensräume wiederherstellen. Innovative Landmanagement-Strategien verbinden technisches Know-how mit lokalen Nutzungsbedarfen und gewährleisten so nachhaltige Wirkung.
Flusserosion bedroht Menschen in Kurigram, Bangladesch © CBM / Gonzalo Bell
WeltRisikoIndex
Der WeltRisikoIndex gibt das Katastrophenrisiko durch extreme Naturereignisse und negative Klimawandelfolgen für 193 Länder der Welt an. Berechnet wird er pro Land als das geometrische Mittel von Exposition und Vulnerabilität. Die Exposition steht für die Gefährdung der Bevölkerung durch Erdbeben, Tsunamis, Küsten- und Flussüberschwemmungen, Wirbelstürme, Dürren und den Meeresspiegelanstieg. Die Vulnerabilität bildet den gesellschaftlichen Bereich ab und setzt sich aus drei Dimensionen zusammen:
- Anfälligkeit beschreibt strukturelle Eigenschaften und Rahmenbedingungen einer Gesellschaft, welche die allgemeine Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Bevölkerungen durch extreme Naturereignisse Schäden erleiden und in eine Katastrophenlage gelangen.
- Bewältigung beinhaltet verschiedene Fähigkeiten und Maßnahmen von Gesellschaften, negative Auswirkungen von Naturgefahren und Klimawandel durch direkte Handlungen und zur Verfügung stehender Ressourcen in Form formeller oder informeller Aktivitäten zu begegnen und Schäden im direkten Nachgang an ein Ereignis minimieren zu können.
- Anpassung bezieht sich im Gegensatz zu den Bewältigungskapazitäten auf langfristige Prozesse und Strategien, die antizipative Veränderungen in gesellschaftlichen Strukturen und Systemen erreichen sollen, um zukünftigen, negativen Auswirkungen zu begegnen, sie abzumildern oder gezielt zu umgehen
Das Grundmodell des WeltRisikoIndex mit seinem modularen Aufbau wurde gemeinsam mit dem Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der Universität der Vereinten Nationen (UNU-EHS) entwickelt. Seit 2018 hat das Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht (IFHV) der Ruhr-Universität Bochum die Berechnung übernommen und das Modell kontinuierlich konzeptionell und methodisch weiterentwickelt. Seit dem Jahr 2022 erscheint der WeltRisikoIndex mit einem vollständig überarbeiteten Modell, das 100 Indikatoren aus weltweit verfügbaren und öffentlich zugänglichen Datenbanken enthält. Erstmalig wurden alle 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen abgebildet. Der WeltRisikoIndex dient unter anderem dazu, Entscheidungsträger:innen eine schnelle Orientierung zu bieten und Handlungsfelder für die Katastrophenvorsorge sichtbar zu machen.
Berechnung des Risikos
Flooding-Exposure-Philippines.xlsx

Creative Commons Lizenz
The data of the WorldRiskIndex by Bündnis Entwicklung Hilft and Institute of International Law of Peace and Armed Conflict is licensed under a Creative Commons Attribution 4.0 International license (CC BY 4.0).
Der WeltRisikoBericht interaktiv
Der interaktive Reader „WeltRisikoBericht im Überblick“ gibt leicht verständlich Einblick in die Zusammenhänge zwischen extremen Naturereignissen, Klimawandel und Entwicklungszusammenarbeit. Der E-Reader basiert auf dem WeltRisikoBericht und wird jährlich aktualisiert. Es ist auch für den Schulunterricht ab der Mittelstufe geeignet.
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Download und Themen der WeltRisikoBerichte
Überschwemmungen
Überschwemmungen gehören zu den häufigsten und verheerendsten Naturgefahren weltweit. Zwischen 2000 und 2019 waren sie für 44 Prozent aller Katastrophen verantwortlich, betrafen mehr als …
Fokus: Überschwemmungen
Überschwemmungen gehören zu den häufigsten und verheerendsten Naturgefahren weltweit. Zwischen 2000 und 2019 waren sie für 44 Prozent aller Katastrophen verantwortlich, betrafen mehr als 1,6 Milliarden Menschen und führten zu wirtschaftlichen Schäden von mehr als 650 Milliarden US-Dollar. Eine klimabedingte Intensivierung von Starkregen, fortschreitende Urbanisierung und großflächige Landnutzungsänderungen verringern natürliche Retentionsräume und lassen Überschwemmungsrisiken weiter steigen. Der Bericht macht deutlich, dass Überschwemmungsrisiken sowohl durch den Klimawandel als auch durch menschengemachte Eingriffe in natürliche Systeme entstehen – und nur eine konsequent integrierte Kombination aus technologischen Frühwarnsystemen, partizipativer Governance, traditionellem Wissen und naturbasierten Lösungen ihre Dynamik nachhaltig brechen kann:
Politische Maßnahmen schaffen das institutionelle Fundament. Dezentrale Governance-Strukturen und partizipative Entscheidungsprozesse verlagern Verantwortung auf kommunaler Ebene, wo sie unmittelbar wirken. Nationale Rahmenwerke müssen Ressourcen gezielt dorthin lenken, wo sie gebraucht werden, und klare Verantwortlichkeiten festlegen. Nur so lassen sich Frühwarnungen effizient verbreiten und Evakuierungspläne bedarfsgerecht anpassen. Technologische Innovationen liefern datenbasierte Grundlagen für schnelle Entscheidungen. Satellitenfernerkundung erfasst Wasserstände und Landnutzungsänderungen flächendeckend, KI-gestützte Prognosemodelle verarbeiten diese Informationen in Echtzeit, und Community-Apps mobilisieren Betroffene unmittelbar. Die Integration in lokale Entscheidungsprozesse ist dabei entscheidend: Open-Access-Plattformen und partizipative Kartierungsverfahren gleichen Ungleichheiten im Technologiezugang aus und verknüpfen globale Datenressourcen mit lokalem Wissen. Soziale Resilienz entsteht durch die systematische Einbindung traditionellen Wissens. In Indonesien dienen Vogel- und Bodenindikatoren seit Jahrhunderten als Frühwarnsystem, während Nachbarschaften eigenständig Deiche instandhalten. Community-Based Disaster Risk Management verknüpft solche Praktiken mit wissenschaftlichen Methoden und schafft adaptive, kulturell angepasste Warnsysteme. Ökologische Maßnahmen nutzen naturbasierte Lösungen, um langfristige Puffer zu schaffen und Biodiversität zu fördern. Renaturierung von Flussauen, Mangrovenaufforstung und Feuchtgebietsmanagement bilden vielseitige Retentionsräume, die bei Extremhochwasser Wasser zurückhalten und gleichzeitig Lebensräume wiederherstellen. Innovative Landmanagement-Strategien verbinden technisches Know-how mit lokalen Nutzungsbedarfen und gewährleisten so nachhaltige Wirkung.
Multiple Krisen
Krisen wie extreme Naturereignisse, Pandemien, Kriege und Konflikte überschneiden sich immer häufiger und verstärken sich gegenseitig. Globale Trends wie Klimawandel, Bevölkerungswachstum …
Fokus: Multiple Krisen
Krisen wie extreme Naturereignisse, Pandemien, Kriege und Konflikte überschneiden sich immer häufiger und verstärken sich gegenseitig. Globale Trends wie Klimawandel, Bevölkerungswachstum und politische Polarisierung verschärfen deren Auswirkungen weiter. Unsere Welt sieht sich immer komplexeren und stärker verflochtenen Krisen gegenüber, die Armut und soziale Ungleichheit weltweit weiter erhöhen. Das Erreichen von Zielen, wie sie beispielsweise in den Sustainable Development Goals festgelegt sind, ist stark gefährdet.
Die Auswirkungen multipler Krisen sind auf allen Ebenen zu beobachten: global, national, regional und individuell. Durch Globalisierung und wirtschaftliche Verflechtungen können Krisen, die in einem Land oder einer Region beginnen, auf andere Weltregionen übergreifen. Ein Beispiel dafür ist der Krieg in der Ukraine, der die weltweite Ernährungsunsicherheit verstärkte. Schwache Regierungsführung, chronische Konflikte und wiederkehrende Extremwetterereignisse intensivieren sich gegenseitig und führen zu Hungerkrisen, wie aktuell in Äthiopien und Somalia. Auf individueller Ebene bedrohen multiple Krisen die Lebensgrundlagen vieler Menschen und beeinträchtigen die (mentale) Gesundheit erheblich.
Um diesen vielfältigen Auswirkungen effektiv und vorausschauend zu begegnen, müssen bestehende Instrumente zur Analyse der komplexen Risikoprofile multipler Krisen weiterentwickelt werden. Bisherige Verfahren fokussieren häufig lediglich einzelne Auslöser und sind bei der Bewertung komplexer Krisen überfordert. Es bedarf neuer Strategien, um die gewonnenen Erkenntnisse effektiv in die Praxis zu übertragen und in humanitären Maßnahmen umzusetzen. Hierfür ist eine engere Zusammenarbeit zwischen Datenwissenschaftler:innen und humanitären Praktiker:innen unerlässlich.
Nur durch innovative und integrierte Ansätze im Katastrophenrisikomanagement können wir den Herausforderungen multipler Krisen gerecht werden und ihre verheerenden Auswirkungen abmildern. Dies erfordert eine verstärkte internationale Zusammenarbeit, den Austausch von Wissen und Ressourcen sowie die Entwicklung flexibler und anpassungsfähiger Lösungsansätze, die sowohl kurzfristige Hilfsmaßnahmen als auch langfristige Präventionsstrategien umfassen.
Es sind ein umfassendes Verständnis der Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Krisenarten, ihren unterschiedlichen Wirkungsebenen und Ausprägungen, sowie eine ganzheitliche Herangehensweise notwendig, um die Resilienz von Gesellschaften zu stärken und nachhaltige Entwicklung zu fördern.
Diversität
Nicht alle Menschen sind gleichermaßen von den Auswirkungen von Krisen und Katastrophen infolge extremer Naturereignisse betroffen. Frauen, Kinder, ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen …
Fokus: Diversität
Nicht alle Menschen sind gleichermaßen von den Auswirkungen von Krisen und Katastrophen infolge extremer Naturereignisse betroffen. Frauen, Kinder, ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen und Mitglieder der LGBTQIA*-Community sind insbesondere in Krisenkontexten ungleich häufiger Folgerisiken wie (sexualisierter) Gewalt, Diskriminierung oder einem unzureichenden Zugang zu überlebenswichtigen Versorgungsstrukturen ausgesetzt. Die Ursachen dafür sind vielfältig, basieren aber in der Regel auf bereits bestehenden, gesellschaftlichen und strukturellen Ungleichheiten. Häufig beziehen sich diese Benachteiligungen dabei nicht nur auf eine Dimension der Diversität, sondern auf eine Kombination verschiedener Identitätsmerkmale. Diese Intersektionalität muss auch im Katastrophenschutz berücksichtigt werden. Doch obwohl ein inklusives und diversitätssensibles Katastrophenmanagement sowohl gesetzlich verankert als auch dessen Bedeutsamkeit (mittlerweile) weitgehend anerkannt ist, stößt die Umsetzung noch immer auf Schwierigkeiten.
Ein Grund dafür ist die mangelhafte Verfügbarkeit von vergleichbaren Daten zu den unterschiedlichen Dimensionen von „Diversität“ auf globaler Ebene. Versuche, bestehende Datensätze zu harmonisieren und so zu einer spezifischeren Identifikation vulnerabler Bevölkerungsgruppen beizutragen, existieren bisher kaum. Im Katastrophenfall kann dies die Wirksamkeit von Hilfs- und Schutzmaßnahmen beeinträchtigen, wenn beispielsweise Evakuierungspläne die besonderen Bedarfe von Menschen mit Behinderungen nicht berücksichtigen.
Um gerechte und wirksame Katastrophenprävention und -bewältigung zu gewährleisten, ist nicht nur eine allumfassende Datenverfügbarkeit unerlässlich. Vulnerable Bevölkerungsgruppen müssen darüber hinaus aktiv im Katastrophenmanagement und wichtigen Entscheidungsprozessen beteiligt sein. Dies erfordert eine sorgfältige Planung, Ressourcenallokation und Sensibilisierung für die einzigartigen Bedürfnisse und Herausforderungen verschiedener Bevölkerungsgruppen.
Digitalisierung
Der digitale Wandel beeinflusst unsere Leben mittlerweile in umfangreicher Art und Weise – weder aus unserem Privatleben noch aus unserem Berufsalltag sind digitale Hilfsmittel wegzudenken. …
Fokus: Digitalisierung
Der digitale Wandel beeinflusst unsere Leben mittlerweile in umfangreicher Art und Weise – weder aus unserem Privatleben noch aus unserem Berufsalltag sind digitale Hilfsmittel wegzudenken. Gleichermaßen haben digitale Technologien Eingang in das Katastrophenmanagement gefunden und schaffen sowohl in der Vorsorge als auch in der Bewältigung neue Möglichkeiten. Durch die rasante Verbreitung von Mobilfunkgeräten sind Betroffene im Krisenfall viel leichter erreichbar und auch viel besser informiert; neue Technologien können bei der Schadenserfassung und Bedarfsermittlung nach Katastrophenfällen unterstützen; und durch die zunehmende Datenverfügbarkeit werden Vorhersage- und Frühwarnsysteme immer präziser, wodurch Krisen besser vorgebeugt werden können. Zudem dienen digitale Technologien als wichtige Instrumente im Kampf gegen Hunger, Armut und soziale Ungleichheit sowie für verbesserte Gesundheitsversorgung und Bildungsmöglichkeiten, folglich auch für nachhaltige Entwicklung und eine geringere Vulnerabilität. Gleichzeitig bringt der zunehmende Einsatz und damit auch die wachsende Abhängigkeit von digitalen Technologien Herausforderungen und Risiken mit sich.
Die digitale Infrastruktur ist anfällig für Schäden durch extreme Naturereignisse, personenbezogene Daten über Hilfsempfänger:innen können leichter missbraucht werden oder digitale Desinformationen können im Katastrophenfall Schutzmaßnahmen untergraben. Darüber hinaus ist der Zugang zu digitalen Technologien nicht für alle sichergestellt. Der Digital Divide kann, wenn nicht berücksichtigt, dazu führen, dass Betroffene übersehen werden und Machtungleichgewichte weiter verfestigt werden. Für nachhaltiges Katastrophenmanagement ist es essenziell, dass genau geprüft wird, in welchen Bereichen digitale Technologien einen Mehrwert bringen. Es gibt weiterhin viel Handlungsbedarf, um die Digitalisierung nachhaltiger, lokaler und sozial gerechter zu gestalten und ihr Potenzial für das Katastrophenmanagement voll auszuschöpfen.
Soziale Sicherung
Soziale Sicherungssysteme schützen Menschen vor einer Vielzahl sozialer Risiken – beispielsweise durch finanzielle Absicherung im Krankheitsfall, bei Unfällen, Arbeitslosigkeit oder im Alter. Zudem gewährt …
Fokus: Soziale Sicherung
Soziale Sicherung ist elementar für Katastrophenvorsorge
Soziale Sicherungssysteme schützen Menschen vor einer Vielzahl sozialer Risiken – beispielsweise durch finanzielle Absicherung im Krankheitsfall, bei Unfällen, Arbeitslosigkeit oder im Alter. Zudem gewährt soziale Sicherung Zugang zu essenziellen Gütern und fördert Möglichkeiten in besonderen Lebenslagen, etwa durch Mutterschaftsleistungen und Familienleistungen.
Insbesondere im Kontext von Krisen und Katastrophen sind soziale Sicherungssysteme zentrale Instrumente, um Menschen gegen gesellschaftliche Risiken abzusichern. Durch staatliche, private und informelle Sicherungsleistungen können Menschen vor akuter Not, Hunger und Armut geschützt und soziale Ungleichheit abgebaut werden.
Flucht und Migration
Extreme Naturereignisse wie Überschwemmungen oder Stürme, politische Verfolgung, kriegerische Konflikte – dies sind nur einige der vielen Ursachen, die weltweit Millionen Menschen dazu zwingen …
Fokus: Flucht und Migration
Menschen auf der Flucht tragen hohes Risiko
Extreme Naturereignisse wie Überschwemmungen oder Stürme, politische Verfolgung, kriegerische Konflikte – dies sind nur einige der vielen Ursachen, die weltweit Millionen Menschen dazu zwingen ihre Heimat zu verlassen. Migrations- und Fluchtgründe sind hochkomplex – ihre Analyse zeigt auf, wie ungleich Vertreibungsrisiken und Risiken während der Flucht weltweit verteilt sind.
Geflüchtete und Vertriebene sind überdies besonders schutzbedürftig. Dies hat auch die Covid-19-Pandemie verdeutlicht. Humanitäre Hilfsmaßnahmen wurden erschwert, Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen sind auf der Flucht und in vielen Notunterkünften kaum einzuhalten.
Politisches Handeln muss die Bedürfnisse von Geflüchteten stärker in den Fokus und ihren Schutz in den Vordergrund rücken. Dazu zählen zum einen die Einhaltung der internationalen Menschenrechte und zum anderen die Bereitschaft der internationalen Staatengemeinschaft völkerrechtliche Verträge effektiv umzusetzen. Konsequentes klimagerechtes Handeln muss dabei eine zentrale Rolle spielen. Nur so kann verhindert werden, dass in Folge zukünftiger klimabedingter Schäden Menschen ihr Zuhause verlassen müssen und damit ihre Existenzgrundlage verlieren.
Wasserversorgung
Bis heute ist der Zugang zu sauberem und sicherem Wasser weltweit sehr ungleich verteilt, nicht selten ist Wasser für die Ärmsten am teuersten. Wassermangel beeinträchtigt nicht nur die Landwirtschaft …
Fokus: Wasserversorgung
Katastrophen gefährden die Wassersicherheit
Bis heute ist der Zugang zu sauberem und sicherem Wasser weltweit sehr ungleich verteilt, nicht selten ist Wasser für die Ärmsten am teuersten. Wassermangel beeinträchtigt nicht nur die Landwirtschaft und Gesundheitsversorgung eines Landes, auch wichtige Entwicklungsprozesse bleiben auf der Strecke, wenn Kinder beispielsweise zum Wasserholen statt in die Schule geschickt werden. Extreme Naturereignisse und die Auswirkungen des Klimawandels verschärfen die Situation weiter, da sie lang etablierte Abläufe in der Wasserversorgung an ihre Grenzen bringen.
Wassersicherheit herzustellen bedeutet demnach sowohl einen Zugang zur Wasserversorgung zu garantieren als auch vor den Gefährdungen durch Wasser zu schützen. In Katastrophensituationen gestaltet sich dies häufig weitaus schwieriger als in krisenfreien Zeiten.
Die internationale Staatengemeinschaft steht somit vor großen Herausforderungen, sofern sie das Ziel 6 der nachhaltigen Entwicklung, das bis 2030 allen Menschen weltweit einen durchgängig sicheren Zugang zu sauberem und bezahlbarem Wasser garantieren soll, noch erreichen will. Schnelles und konsequentes Handeln ist jedoch unabdingbar, um den vielseitigen Auswirkungen von Wassermangel entgegentreten zu können und die Widerstandsfähigkeit von Gesellschaften gegenüber Katastrophen zu stärken.
Kinderschutz & Kinderrechte
Fast jedes vierte Kind weltweit lebt in einem Land, das von Krisen und Katastrophen betroffen ist. Kinder stellen in diesem Kontext eine besonders vulnerable Bevölkerungs- gruppe dar. …
Fokus: Kinderschutz & Kinderrechte
Kinder sind besonders gefährdet
Fast jedes vierte Kind weltweit lebt in einem Land, das von Krisen und Katastrophen betroffen ist. Kinder stellen in diesem Kontext eine besonders vulnerable Bevölkerungsgruppe dar. Das liegt vor allem daran, dass ihre physischen und psychischen Bewältigungskapazitäten noch nicht so ausgereift sind wie die von Erwachsenen und sie somit häufig drastischer und langfristiger unter den negativen Auswirkungen leiden. Zugleich werden ihre Rechte während und nach Katastrophen häufig nicht anerkannt und umgesetzt, obwohl ihnen diese mit der Ratifizierung der Kinderrechtskonvention zugesichert wurden.
Ein übergeordnetes Ziel humanitärer Hilfseinsätze ist es demzufolge, das Überleben und den Schutz von Kindern sicherzustellen und den negativen Konsequenzen von Katastrophen so gut wie möglich entgegenzuwirken. Wesentlich hierfür ist die Errichtung sogenannter Kinderschutzzentren, in denen Kindern Nahrung, Schutz und medizinische sowie psychologische Betreuung zur Verfügung gestellt wird. Nach einer Katastrophe sollten Kinder so schnell wie möglich in ein funktionsfähiges staatliches Schulsystem zurückgeführt werden. Außerdem sollten Kinder schon in der Katastrophenprävention aktiv einbezogen werden und Strategien und Aktionspläne mitgestalten, da sie andere Risiken wahrnehmen und identifizieren.
Analyse & Ausblick
Risiko ist nicht statisch, sondern ein dynamisches Phänomen, welches von einer Vielzahl umwelt-bedingter und gesellschaftlicher Faktoren beeinflusst wird. Menschen waren bisher …
Fokus: Analyse & Ausblick
Risiko im Wandel
Risiko ist nicht statisch, sondern ein dynamisches Phänomen, welches von einer Vielzahl umweltbedingter und gesellschaftlicher Faktoren beeinflusst wird. Menschen waren bisher selten direkte Auslöser extremer Naturereignisse. Durch ihre Eingriffe in die Natur haben sie aber das Gefährdungspotenzial massiv erhöht. Die Zerstörung von Mangrovenwäldern und Korallenriffen hat den Schutz gegenüber Flutwellen und Überschwemmungen reduziert. Die Rodung von Bergwäldern verstärkt die Bodenerosion und somit das Ausmaß von Überschwemmungen. Der Klimawandel und das gehäufte Auftreten von „Klimaextremen“ verschärfen dauerhaft die Gefährdungslage und erhöhen die Verwundbarkeit von Gesellschaften.
Staaten aber können Strategien und Maßnahmen entwickeln und umsetzen, um sich vor den Folgen extremer Naturereignisse zu schützen und das Ausmaß der Schäden zu begrenzen. Grundsätzlich gilt für das Risiko aller Länder: Eine Nation, die über ausreichend finanzielle Mittel sowie über funktionierende staatliche und zivilgesellschaftliche Strukturen verfügt, die wiederkehrenden Naturereignissen mit einer lernfähigen Strategie begegnet und die bereit ist, in die Anpassung an sich ändernde Rahmenbedingungen wie Wetter- und Klimaextreme zu investieren, wird von extremen Naturereignissen weniger hart getroffen.
Logistik & Infrastruktur
Der Zustand der Logistik und Infrastruktur in einem Land entscheidet maßgeblich mit, ob aus einem extremen Naturereignis eine Katastrophe wird. Bei extremen Naturereignissen können fragile …
Fokus: Logistik & Infrastruktur
Herausforderungen bis zur letzen Meile
Der Zustand der Logistik und Infrastruktur in einem Land entscheidet maßgeblich mit, ob aus einem extremen Naturereignis eine Katastrophe wird. Bei extremen Naturereignissen können fragile Infrastrukturen, wie baufällige Gebäude, schwerwiegende Folgen haben, denn sie stellen eine direkte Gefahr für die Bevölkerung dar. Zudem verzögern sie die effektive Selbsthilfe der Betroffenen und behindern humanitäre Hilfe lokaler oder ausländischer Akteure. Die Schwierigkeiten bei Hilfslieferungen liegen meist auf der „letzten Meile“ der Logistikkette: den Transport trotz zerstörter Straßen oder Brücken zu organisieren und bei Knappheit von zum Beispiel Wasser, Essen und Obdach eine gerechte Verteilung zu gewährleisten.
Internet, Mobiltelefone oder auch neuere Instrumente wie Drohnen oder 3D-Drucker können die humanitäre Logistik unterstützen – wenn sie nicht selbst durch den Zusammenbruch der Infrastruktur gestört sind. Unabhängig von technischen Lösungen bleiben jedoch viele Herausforderungen bestehen: etwa die Stärkung der Selbsthilfe, die Koordination zwischen beteiligten Akteuren, die Nutzung lokaler Ressourcen sowie die kontrovers diskutierte Zusammenarbeit mit Privatwirtschaft und Militär.
Ernährungssicherheit
Die internationale Staatengemeinschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht den Hunger in der Welt bis 2030 zu beenden. Bis zur Erreichung dieses Ziels ist es jedoch noch ein langer Weg. In vielen Ländern …
Fokus: Ernährungssicherheit
Katastrophen gefährden die Abschaffung des Hungers
Die internationale Staatengemeinschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht den Hunger in der Welt bis 2030 zu beenden. Bis zur Erreichung dieses Ziels ist es jedoch noch ein langer Weg. In vielen Ländern sind Katastrophen, Kriege oder politische Instabilität in der Vergangenheit die Auslöser bzw. Verstärker von erhöhter Vulnerabilität und Ernährungsunsicherheit.
Katastrophen können verheerende Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit in einem Land haben – nicht nur kurzfristig, sondern auch noch lange nach ihrem Eintreten. Extreme Naturereignisse treffen nach Angaben der Welternährungsorganisation den Agrarsektor häufig besonders hart. Sie zerstören Ernten, Vorräte und Transportwege und damit vor allem die Lebensgrundlage derjenigen, die von der Landwirtschaft abhängig sind. Doch auch der umgekehrte Zusammenhang besteht. Extreme Naturereignisse werden nicht selten deshalb zu Katastrophen, weil die betroffene Bevölkerung durch eine schlechte Ernährungssituation besonders verwundbar ist. Im schlimmsten Fall führt die Verflechtung von Katastrophen und Ernährungsunsicherheit zu einer fatalen Abwärtsspirale, in der die betroffenen Menschen von einer Krise in die nächste geraten. In einer Welt ohne Hunger würde es somit auch weniger Katastrophen geben.
Risikoraum Stadt
Urbanisierung ist einer der Mega-Trends unserer Zeit – und als solcher mit einer ungeheuren Vielschichtigkeit verbunden. Während in den Industrieländern unter der Zugkraft der Städte vor allem die ländlichen …
Fokus: Risikoraum Stadt
Urbanisierung als Chance und Herausforderung
Urbanisierung ist einer der Mega-Trends unserer Zeit – und als solcher mit einer ungeheuren Vielschichtigkeit verbunden. Während in den Industrieländern unter der Zugkraft der Städte vor allem die ländlichen Regionen leiden, stellt ein massives urbanes Bevölkerungswachstum die Metropolen in vielen Ländern des Globalen Südens vor große Herausforderungen. Denn nicht selten wächst eine Stadt schneller als die Behörden mit geeigneten Anpassungsmaßnahmen auf das Wachstum reagieren können. Die Folge: Slums entstehen, in denen die Bewohner als Städter ohne Bürgerrechte leben und um schlecht bezahlte Arbeitsplätze und ein knappes Nahrungsangebot konkurrieren. Sie sind besonders verwundbar gegenüber Naturgefahren.
Aber Urbanisierung wirkt sich nicht ausschließlich negativ auf die Verwundbarkeit aus, sie kann auch neue Möglichkeiten für die Stärkung der Bewältigung und Anpassung schaffen. Die hohe bauliche Dichte in Städten ermöglicht prinzipiell den Aufbau und die Betreibung von Schutzmaßnahmen wie Deichsystemen oder Pumpwerken. Zudem sind in Städten viele Bewohner durch zentrale Einrichtungen des Katastrophenmanagements wie Rettungsdiensten oder Feuerwehren erreichbar. Anlässlich des Schwerpunktthemas Risikoraum Stadt weist der WeltRisikoBericht 2014 das Katastrophenrisiko auch gesondert für urbane Räume aus.
Gesundheit & medizinische Versorgung
Wenn ein extremes Naturereignis ein Dorf oder eine Stadt trifft, hängt die Verwundbarkeit der Gesellschaft maßgeblich vom Gesundheitszustand der Bevölkerung und von der medizinischen …
Fokus: Gesundheit & medizinische Versorgung
Im Teufelskreis von Katastrophen und schlechter Gesundheitsversorgung
Wenn ein extremes Naturereignis ein Dorf oder eine Stadt trifft, hängt die Verwundbarkeit der Gesellschaft maßgeblich vom Gesundheitszustand der Bevölkerung und von der medizinischen Versorgung und ihrer Funktion in Katastrophensituationen ab. In Zeiten von Sparpolitik und Privatisierungsmaßnahmen werden die Gesundheitssysteme weltweit immer stärker ökonomischen Prinzipien unterworfen. Darunter leiden besonders oft Menschen mit einer ohnehin schon inakzeptablen Vulnerabilität gegenüber Naturgefahren. Folglich sind sie es, die von extremen Naturereignissen in der Regel am stärksten getroffen werden.
Der Kausalzusammenhang zwischen Katastrophen und Gesundheitsversorgung besteht auch anders herum: Katastrophen wirken sich negativ auf den Gesundheitszustand der Gesellschaft und das System der medizinischen Versorgung aus. Extreme Naturereignisse können direkte gesundheitliche Probleme wie Herz- und Kreislaufprobleme verursachen und zu einer Zunahme und Ausbreitung von Krankheitsüberträgern beitragen. Ein umfassender Ansatz zur Stärkung der Gesundheitssysteme und -versorgung im Rahmen der globalen Nachhaltigkeitsagenda ist daher sowohl zur Katastrophenprävention, als auch Bewältigung unabdingbar.
Umweltzerstörung & Katastrophen
Nachhaltig gepflegte, intakte Ökosysteme wie Grasland, Wälder, Flüsse oder Küstengebiete können einen natürlichen Schutz gegenüber extremen Naturereignissen bieten und die Anfälligkeit …
Fokus: Umweltzerstörung & Katastrophen
Intakte Ökosysteme als natürlicher Resilienzfaktor
Nachhaltig gepflegte, intakte Ökosysteme wie Grasland, Wälder, Flüsse oder Küstengebiete können einen natürlichen Schutz gegenüber extremen Naturereignissen bieten und die Anfälligkeit einer Gesellschaft verringern. Sie können Nahrungsmittel und Baumaterial bereitstellen, oder über naturnahen Tourismus eine Einkommensquelle bilden. Gleichzeitig können extreme Naturereignisse beträchtliche Schäden für Umwelt und Ökosysteme verursachen. So können Wirbelstürme Bäume entreißen und Korallenriffe zerstören, oder Überschwemmungen zu Erosionsprozessen beitragen und den Oberboden schädigen.
Indes erhöht die Zerstörung der Umwelt und ihrer natürlichen Schutzfunktionen, vorangetrieben vor allem aufgrund von wirtschaftlichen Interessen, das Risiko von Katastrophen infolge extremer Naturereignisse. Überflutete Küstendörfer und weggespülte Strände, deren natürlicher Schutzgürtel aus Mangroven abgeholzt wurde, sind nur einzelne Beispiele unter vielen. Noch aber finden die Wechselwirkungen zwischen Umweltzerstörung und Katastrophen zu wenig Beachtung in Politik und Wissenschaft. Umweltschutz sowie ein nachhaltiger Umgang mit der Umwelt sollten daher von der lokalen bis zur globalen Ebene gestärkt werden und aktiv in die Katastrophenvorsorge eingebunden werden.
Regierungsführung & Zivilgesellschaft
Der Mensch kann nur bedingt beeinflussen ob und mit welcher Intensität extreme Naturereignisse auftreten. Mit ihrer Regierungsführung in der Katastrophenvorsorge und Katastrophenbewältigung können Staaten…
Fokus: Regierungsführung & Zivilgesellschaft
Schwache Staatlichkeit als Risikofaktor
Der Mensch kann nur bedingt beeinflussen ob und mit welcher Intensität extreme Naturereignisse auftreten. Mit ihrer Regierungsführung in der Katastrophenvorsorge und Katastrophenbewältigung können Staaten jedoch das Ausmaß einer Katastrophe maßgeblich beeinflussen. Ob aus extremen Naturereignissen Katastrophen werden, hängt entscheidend auch von den staatlichen Bewältigungs- und Anpassungskapazitäten ab. Insbesondere Staaten mit einer schwachen Regierungsführung sind häufig nicht in der Lage konsequente Strategien und Maßnahmen umzusetzen und Mechanismen in Stand zu halten, um das Katastrophenrisiko zu reduzieren. Die Verwundbarkeit der Bevölkerung gegenüber extremen Naturereignissen ist entsprechend groß.
Die Nothilfe und Entwicklungszusammenarbeit stehen angesichts des Zusammentreffens von schwacher Staatlichkeit und extremen Naturereignissen vor immensen Herausforderungen. In der komplexen Wechselbeziehung zwischen Regierungsführung und Katastrophen kann die Zivilgesellschaft Einfluss ausüben, indem sie zum Beispiel verantwortungsbewusstes und effektives staatliches Handeln einfordert und Initiativen zur Reduzierung des Katastrophenrisikos umsetzt.
Aktuelle Grafiken und Abbildungen 2025
Häufige Fragen
Deutschland liegt im WeltRisikoIndex im globalen Mittelfeld, weil der Index ein spezifisches, integratives Katastrophenrisikokonzept abbildet, das nicht alle denkbaren Gefahren umfasst. Er berücksichtigt ausschließlich Risiken, die aus extremen Naturereignissen und den Folgen des Klimawandels entstehen – nicht jedoch Kriege, politische Konflikte oder wirtschaftliche Krisen. Grundlage sind vier Dimensionen: Exposition gegenüber Naturgefahren, Anfälligkeit (Susceptibility), Mangel an Bewältigungskapazitäten (Lack of Coping Capacities) und Mangel an Anpassungskapazitäten (Lack of Adaptation Capacities).
Deutschland ist zwar in vielen Bereichen gut aufgestellt, etwa durch funktionierenden Katastrophenschutz, robuste Infrastruktur und starke Institutionen. Dennoch wirkt sich aus, dass bestimmte Faktoren die Verwundbarkeit erhöhen, darunter hohe Bevölkerungsdichten in exponierten Gebieten (z. B. Fluss- und Küstenregionen), soziale Ungleichheiten, demografische Entwicklungen sowie die Abhängigkeit von kritischen Infrastrukturen. Diese Aspekte führen dazu, dass Deutschland trotz vergleichsweiser moderater Gefährdung durch extreme Naturereignisse nicht in den vordersten Plätzen rangiert.
Gleichzeitig zeigt das Ranking, dass Länder mit hoher Exposition, aber zugleich sehr starker Resilienz und guter Anpassungsfähigkeit – etwa durch gezielte Governance oder effektive Katastrophenvorsorge – im Vergleich besser abschneiden können. Umgekehrt gilt: Katastrophenrisiken sind dort besonders hoch, wo Naturgefahren auf eine verletzliche Gesellschaft treffen.
Der Platz Deutschlands im Mittelfeld ist daher nicht Ausdruck akuter Bedrohung, sondern das Ergebnis einer strukturierten Bewertung des Zusammenspiels von Naturgefahren und gesellschaftlicher Widerstandsfähigkeit.
Dass Länder des Globalen Südens im WeltRisikoIndex teilweise dicht an Ländern des Globalen Nordens liegen, hat mehrere Gründe. Zunächst ist wichtig zu verstehen, dass der Index relative Werte auf einer Skala von 0 (günstigere Bedingungen) bis 100 (ungünstigere Bedingungen) abbildet. Alle Dimensionen – von Exposition über Vulnerabilität bis hin zu Bewältigungs- und Anpassungskapazitäten – fließen mit gleichem Gewicht in die Berechnung ein. Dadurch entstehen keine absoluten Aussagen über die tatsächliche Entwicklungs- oder Gefährdungslage, sondern ein vergleichendes Bild für das jeweilige Jahr. Ein geringer Unterschied im Score oder ein Platzwechsel im Ranking bedeutet also nicht zwangsläufig einen großen realen Abstand.
Darüber hinaus zeigt die Methodik des Index, dass Katastrophenrisiko kein rein geografisches Phänomen ist, sondern aus dem Zusammenspiel von Gefährdung, gesellschaftlicher Anfälligkeit und Resilienz entsteht. Länder des Globalen Südens sind zwar oft stärker Naturgefahren ausgesetzt und haben strukturelle Schwächen in Infrastruktur oder Gesundheitsversorgung. Dennoch können sie durch gezielte Maßnahmen wie Frühwarnsysteme, lokale Netzwerke oder soziale Kohäsion ihre Widerstandsfähigkeit erhöhen – und so relativ gute Werte erreichen.
Umgekehrt schneiden Länder des Globalen Nordens nicht automatisch besser ab. Trotz starker Infrastrukturen und Institutionen wirken dort Faktoren wie soziale Ungleichheit, demografische Alterung oder hohe Abhängigkeit von kritischen Infrastrukturen risikoverstärkend. Hinzu kommt, dass auch in diesen Ländern die Gefährdung durch Klimawandelfolgen wie Hitzewellen oder Starkregen zunimmt.
Das Ranking macht also sichtbar, dass Risiko dynamisch ist und sich in beiden Weltregionen ähnlich hoch ausprägen kann. Deshalb finden sich Länder des Globalen Südens und des Globalen Nordens im Index zum Teil auf vergleichbaren Positionen – nicht im Sinne von „besser“ oder „schlechter“, sondern als Ausdruck unterschiedlicher Kombinationen aus Gefährdung und gesellschaftlicher Fähigkeit, mit diesen Risiken umzugehen.
Nein, das jährliche Länderranking im WeltRisikoIndex bezieht sich nicht auf das jeweilige Fokusthema des WeltRisikoBerichts. Der Index wird jedes Jahr unabhängig nach einer standardisierten Methodik berechnet, die auf objektiven Daten zu Naturgefahren, gesellschaftlicher Verwundbarkeit sowie Bewältigungs- und Anpassungskapazitäten basiert. Dadurch bleibt er methodisch konsistent und über die Jahre vergleichbar.
Das jeweilige Fokusthema des Berichts – etwa soziale Sicherung, Ernährungssicherheit, Klimakrise oder Digitalisierung – dient lediglich der vertieften Analyse einzelner Aspekte von Risiko und Resilienz. Es ergänzt den Index um qualitative Perspektiven, Fallstudien und kontextuelle Einordnungen, beeinflusst aber nicht die Berechnung oder Gewichtung der Indikatoren im Länderranking.
Die Berechnung des WeltRisikoIndex wurde 2022 vollständig neu überarbeitet und optimiert, nachzulesen im WeltRisikoBericht 2022 (S. 39ff.). Gerne vermitteln wir Ihnen dazu eine Ansprechperson an der Ruhr-Universität Bochum. Die Expert:innen am Institut für Friedenssicherungsrecht und humanitäres Völkerrecht haben den Index entwickelt und stehen für konkrete Nachfragen gerne zur Verfügung.
Die Unterschiede zwischen den Index-Werten im WeltRisikoBericht und im Trenddatensatz auf der Website entstehen dadurch, dass beide Datensätze unterschiedliche Funktionen erfüllen.
Der WeltRisikoBericht veröffentlicht jährlich den Index basierend auf den jeweils aktuellsten verfügbaren Datenquellen. Diese werden einmalig für den Bericht berechnet und bleiben anschließend unverändert, auch wenn sich Datenquellen später weiterentwickeln. So bildet der Bericht den aktuellen Stand des Risikos ab.
Der Trenddatensatz hingegen wird laufend und rückwirkend aktualisiert: Jedes Jahr werden nach einer einheitlichen Methodik und auf Grundlage eines konsistenten Datenstandes neu berechnet. Dadurch können langfristige Entwicklungen und Trends vergleichbar dargestellt werden, ohne dass methodische Anpassungen oder neue Indikatoren die Zeitreihen verzerren.
Beide Werte sind also korrekt – der Bericht zeigt die aktuelle Risikolage, der Trenddatensatz die zeitliche Entwicklung auf konsistenter Basis.
Die Berechnung des WeltRisikoIndex wurde 2022 grundlegend überarbeitet, um Schwächen der alten Methodik zu beheben und das Risikobild deutlich präziser, robuster und transparenter zu machen. Zentrale Änderungen betreffen sowohl die Aggregationsmethode als auch die Datenbasis:
• Geometrisches Mittel statt arithmetischem Mittel: Damit werden extreme Einzelwerte weniger verzerrend, und gleichmäßige Fortschritte im Katastrophenrisikomanagement stärker sichtbar.
• Deutlich erweiterte Indikatorenbasis: Statt rund 25 fließen nun etwa 100 wissenschaftlich geprüfte Indikatoren ein, etwa zu Infrastruktur, Gesundheit, Exposition oder Anpassung. Das erlaubt eine viel feinere Abbildung von Vulnerabilität und Resilienz.
• Erweiterte Gefährdungsdimension: Neu berücksichtigt werden z. B. Tsunamis und differenzierte Hochwasserarten. Zudem werden seltene, aber verheerende Naturereignisse probabilistisch modelliert (Rückkehrperioden bis zu 2.500 Jahre).
• Strengere Qualitätskriterien: Externe Indizes mit eigener Methodik (z. B. Gender-Equality-Index) werden nicht mehr übernommen, um Abhängigkeiten zu vermeiden und die methodische Unabhängigkeit des WeltRisikoIndex zu stärken.
• Konsistente Skalierung und Klassifizierung: Feste Schwellenwerte und einheitliche Regeln sichern bessere Vergleichbarkeit zwischen Ländern und über die Zeit hinweg.
Der Index ist heute differenzierter, international vergleichbarer und methodisch transparenter. Er bildet Risiken realistischer ab, ist weniger anfällig für Verzerrungen und liefert Entscheidungsträger:innen sowie Forschenden ein deutlich belastbareres Instrument, um Katastrophenrisiken zu verstehen und Handlungsoptionen abzuleiten.
Die Grenzwerte der Risikokategorien im WeltRisikoIndex, von „sehr niedrig“ bis „sehr hoch“, wurden bewusst nicht in gleichmäßigen Schritten festgelegt, sondern sie orientieren sich an der statistischen Verteilung der Indexwerte über einen Zeitraum von 20 Jahren. Ziel dieser Vorgehensweise ist es, die Risiken verschiedener Länder relativ zueinander einzuordnen und realitätsnah vergleichbar zu machen, ohne sich an theoretisch gleichmäßigen Abstufungen zu orientieren.
Konkret basiert die Einteilung auf einer perzentilenbasierten Analyse der Länderwerte. Dabei werden die Indexwerte aller betrachteten Länder über die letzten zwei Jahrzehnte untersucht, und die Kategorien werden so festgelegt, dass sie die tatsächliche Streuung der globalen Risiken widerspiegeln. Länder mit sehr hohen Risiken liegen in der obersten Perzentile, Länder mit mittleren Werten in mittleren Perzentilen und Länder mit geringen Risiken in den unteren Perzentilen.
Diese dynamische Kategorisierung hat den Vorteil, dass sie die nicht-lineare Verteilung der Werte berücksichtigt. In der Realität haben viele Länder ähnliche mittlere Risikowerte, während nur wenige Länder sehr hohe oder sehr niedrige Risiken aufweisen. Würde man die Kategorien linear aufteilen, etwa in gleich große Wertebereiche, würden diese Unterschiede verzerrt dargestellt, und die relative Einordnung der Länder könnte sich durch kleine Schwankungen der Indexwerte verändern.
Durch die perzentilenbasierte Definition der Schwellenwerte entsteht zudem eine konsistente Vergleichbarkeit über die Jahre hinweg. Selbst wenn sich die absolute Risikohöhe global verändert, etwa durch klimatische, gesellschaftliche oder geopolitische Entwicklungen, bleibt die Einordnung der Länder in Relation zu anderen Nationen stabil. Die ungleichmäßige Einteilung bildet damit die tatsächliche weltweite Risikoverteilung realistisch ab und ermöglicht eine methodisch saubere, langfristig belastbare Klassifizierung.
Der höchste Wert im WeltRisikoIndex, beispielsweise ein Wert von etwas über 46, mag auf den ersten Blick relativ niedrig erscheinen, insbesondere wenn man ihn fälschlicherweise als Prozentwert interpretiert. Tatsächlich handelt es sich jedoch nicht um eine prozentuale Wahrscheinlichkeit für das Eintreten einer Katastrophe, sondern um einen normierten Indexwert auf einer Skala von 0 bis 100. Diese Skala ist theoretisch offen bis 100, beschreibt aber die maximal möglichen Risikoausprägungen im globalen Vergleich.
Der WeltRisikoIndex aggregiert 100 Indikatoren, die sowohl Exposition gegenüber Naturgefahren als auch gesellschaftliche Verwundbarkeit und Anpassungsfähigkeit abbilden. Jeder Indikator wird für jedes Land auf einer Skala von 0 bis 100 normalisiert, wobei 0 die besten und 100 die schlechtesten global vergleichbaren Bedingungen darstellt. Anschließend werden die Indikatoren über das geometrische Mittel zusammengeführt, sodass ein Indexwert von 100 theoretisch nur dann erreicht würde, wenn ein Land in sämtlichen Indikatoren den schlecht möglichste Wert aufweist. In der Realität weist kein Land eine solche vollständige Risikokonzentration auf. Selbst Länder mit hoher Exposition gegenüber extremen Naturgefahren und vergleichsweise schwacher Infrastruktur verfügen in Teilbereichen wie Frühwarnsystemen, lokaler Resilienz oder gesellschaftlicher Anpassungsfähigkeit über gewisse Schutzmechanismen.
Daher liegt der höchste empirisch beobachtete Wert deutlich unter 100, typischerweise im Bereich um 46. Der Index ist zudem relativ konzipiert: Er soll zeigen, wie gefährdet ein Land im Vergleich zu anderen ist, nicht die absolute Wahrscheinlichkeit eines Katastropheneintritts quantifizieren. Ein Wert von 46+ bedeutet somit, dass ein Land im oberen Extrembereich der globalen Risikoskala liegt, auch wenn der Wert numerisch unter der theoretischen Maximalskala bleibt. Die Skala dient der Vergleichbarkeit und der Darstellung struktureller Risiken, nicht der Vorhersage einzelner Ereignisse.
In diesem Sinne reflektiert ein Wert von 46+ bereits ein sehr ausgeprägtes strukturelles Risiko, das weltweit zu den höchsten Risikogesellschaften zählt, auch wenn der Indexwert selbst keine Prozentangabe darstellt.
Der WeltRisikoIndex ist ein äußerst nützliches Instrument, um die strukturelle Gefährdung und Verwundbarkeit von Ländern gegenüber extremen Naturereignissen vergleichbar zu machen. Doch seine Aussagekraft hat klare Grenzen. Er erfasst keine kurzfristigen oder akuten Gefahren und liefert keine Vorhersagen für bevorstehende Katastrophen. Vielmehr basiert er auf historischen und strukturellen Daten und zeigt die generelle Anfälligkeit eines Landes, nicht aber den konkreten Zeitpunkt oder das Eintreten einzelner Ereignisse.
Darüber hinaus konzentriert sich der Index auf Naturgefahren und deren gesellschaftliche Auswirkungen. Technologische oder industrielle Risiken, soziale und politische Krisen wie bewaffnete Konflikte, politische Instabilität oder wirtschaftliche Zusammenbrüche werden nicht berücksichtigt, obwohl sie ebenfalls katastrophale Folgen haben können. Auch komplexe gesellschaftliche und kulturelle Faktoren, die Risiko und Resilienz beeinflussen, lassen sich oft nur indirekt oder gar nicht abbilden.
Die Qualität und Verfügbarkeit der Daten stellen eine weitere Einschränkung dar. In manchen Ländern, insbesondere im Globalen Süden, sind statistische Informationen zu Vulnerabilitätsfaktoren unvollständig oder ungenau, was die Validität der Ergebnisse beeinflussen kann. Innerhalb großer Staaten bleibt zudem die regionale Heterogenität unberücksichtigt: Unterschiedliche Risikolagen innerhalb eines Landes werden auf nationaler Ebene zusammengefasst und sind im Index nicht sichtbar.
Schließlich ist der WeltRisikoIndex trotz seiner umfassenden Methodik ein vereinfachtes Modell der Wirklichkeit. Er bietet Orientierung und Vergleichbarkeit und unterstützt NGOs, Regierungen und supranationale Organisationen dabei, Handlungsbedarfe zu identifizieren und Maßnahmen zur Katastrophenrisikoreduzierung einzuleiten, ersetzt aber keine detaillierte Risikoanalyse vor Ort oder sektorale Studien. Verantwortungsbewusster Umgang mit den Ergebnissen erfordert daher immer die Berücksichtigung dieser Grenzen.
Im WeltRisikoIndex wird fehlenden Daten und Datenunsicherheit systematisch begegnet, um verlässliche und vergleichbare Ergebnisse zu gewährleisten:
- Indikatorenauswahl: Bevorzugt werden Daten, die für möglichst viele Länder kontinuierlich verfügbar und verlässlich sind, um von vornherein Lücken zu minimieren.
- Statistische Imputation: Wenn Daten fehlen, werden sie mithilfe methodisch transparenter Verfahren geschätzt, z. B. durch Ableitung aus vergleichbaren Ländern oder Regionen. Diese Schätzungen werden dokumentiert, um Verzerrungen möglichst gering zu halten.
- Berücksichtigung der Datenqualität: Indikatoren mit hoher Unsicherheit oder schlechter Datenbasis werden niedriger gewichtet oder – in extremen Fällen – aus der Berechnung ausgeschlossen, damit unsichere Daten die Gesamtergebnisse nicht unverhältnismäßig beeinflussen.
- Regelmäßige Aktualisierung: Neu verfügbare oder verbesserte Daten werden kontinuierlich eingearbeitet, veraltete oder fehlerhafte Werte korrigiert.
- Transparenz: Die Herkunft der Daten und die angewandten Verfahren sind offen dokumentiert, sodass Nutzer nachvollziehen können, wie fehlende oder unsichere Daten behandelt wurden.
Durch diese Vorgehensweise bleibt der Index robust, methodisch sauber und international vergleichbar, auch wenn nicht für alle Länder alle Daten vollständig vorliegen.
Die Aktualität und Zuverlässigkeit der Daten im WeltRisikoIndex wird auf mehreren Ebenen sichergestellt:
- Auswahl geprüfter Quellen: Es werden nur international anerkannte, wissenschaftlich fundierte und regelmäßig aktualisierte Daten verwendet, z. B. von Weltbank, UN-Organisationen oder WHO.
- Qualitätsprüfung der Indikatoren: Jede Datenquelle wird auf Konsistenz, Nachvollziehbarkeit und Vergleichbarkeit über Länder und Zeiträume geprüft; unzuverlässige Daten werden ausgeschlossen oder geringer gewichtet.
- Regelmäßige Aktualisierung: Der Index wird meist jährlich aktualisiert, neue oder verbesserte Datensätze fließen ein.
- Transparente Dokumentation: Alle Datenquellen und Stände werden offen ausgewiesen, Verzögerungen oder Unsicherheiten werden im Bericht erläutert.
- Kontinuierlicher Austausch mit Expert:innen: Qualitätssicherung und methodische Weiterentwicklung werden durch den Dialog mit Datenlieferanten und Fachleuten gewährleistet.
So bleibt der WeltRisikoIndex zuverlässig, aktuell und methodisch nachvollziehbar.
Der WeltRisikoIndex (WRI) berücksichtigt globale Phänomene wie die Klimakrise auf mehreren Ebenen, da sie sowohl die Gefährdungslage als auch die Verwundbarkeit von Gesellschaften beeinflussen.
- Exposition: In die Berechnung fließen regelmäßig aktualisierte Daten zu Häufigkeit, Intensität und Art von Naturgefahren ein. Da die Klimakrise Stürme, Dürren, Überschwemmungen oder Hitzewellen verstärkt, spiegeln sich diese Entwicklungen unmittelbar in den Gefährdungsdaten wider.
- Verwundbarkeit: Die Klimakrise verschärft bestehende soziale und infrastrukturelle Schwächen – etwa unzureichende Gesundheitssysteme, Ressourcenknappheit oder fragile Governance-Strukturen. Diese Faktoren sind Teil der Vulnerabilitätsdimension des Index.
- Langfristige Dynamik: Die Methodik des WRI ist so angelegt, dass sie strukturelle Trends sichtbar macht. Durch die kontinuierliche Anpassung der Indikatoren können klimabedingte Veränderungen über Jahre hinweg nachverfolgt werden.
Damit bildet der WRI die Klimakrise als einen zentralen Treiber steigender Katastrophenrisiken ab – sowohl über die wachsende Gefährdung durch Extremereignisse als auch über die zunehmende Anfälligkeit betroffener Gesellschaften.
Ja, auch Länder mit hohen WeltRisikoIndex-Werten können ihre Situation kurzfristig verbessern, etwa durch Investitionen in Frühwarnsysteme, Notfallpläne, Katastrophenschutz oder Aufklärungskampagnen. Solche Maßnahmen stärken die Bewältigungskapazitäten und können die Auswirkungen extremer Naturereignisse spürbar mindern.
Allerdings bildet der Index vor allem langfristige strukturelle Risiken ab – wie Armut, Bildungsstand, Gesundheitsinfrastruktur oder Governance. Diese Faktoren lassen sich nur über Jahre hinweg nachhaltig verändern. Deshalb sind kurzfristige Maßnahmen wichtig, aber keine dauerhafte Lösung; sie müssen in langfristige Strategien eingebettet sein.
Der Vorteil des Index liegt darin, dass er durch regelmäßige Aktualisierungen Fortschritte oder Rückschritte sichtbar macht und so eine Grundlage bietet, Prioritäten in der Risikoreduzierung zu setzen.
Der WeltRisikoIndex ist so angelegt, dass er vor allem langfristige strukturelle Risiken abbildet und damit weitgehend robust gegenüber kurzfristigen politischen oder wirtschaftlichen Schwankungen bleibt. Er beruht auf Indikatoren wie soziale Verwundbarkeit, Infrastruktur, Gesundheitsversorgung, Exposition oder Bewältigungskapazitäten – Faktoren also, die sich meist nur allmählich verändern.
Kurzfristige Krisen wie politische Unruhen oder wirtschaftliche Einbrüche schlagen deshalb nicht sofort auf die Indexwerte durch. Länger andauernde Entwicklungen – etwa dauerhafte Instabilität, tiefe Rezessionen oder Konflikte – können dagegen indirekt Einfluss nehmen, etwa durch wachsende Armut, sinkende Investitionen in Katastrophenschutz oder geschwächte Gesundheitssysteme. Solche Veränderungen zeigen sich allerdings oft erst mit zeitlicher Verzögerung, da die zugrunde liegenden Daten nachträglich erhoben werden.
Der Index misst somit keine politischen oder ökonomischen Risiken direkt, sondern deren mittelbare Effekte auf die Verwundbarkeit gegenüber Naturgefahren. Für ein vollständiges Bild sollten politische und wirtschaftliche Risikofaktoren daher separat analysiert werden.
Wie wurden die einzelnen Grenzwerte der Kategorien („sehr hoch“ bis „sehr niedrig“) festgelegt und wieso gibt es keine einheitlichen Abstufungen?
Die Grenzwerte der Risikokategorien im WeltRisikoIndex – von „sehr niedrig“ bis „sehr hoch“ – wurden im Zuge der methodischen Überarbeitung ab 2022 bewusst nicht in gleichmäßigen Schritten festgelegt, sondern orientieren sich an der statistischen Verteilung der Indexwerte über einen längeren Zeitraum. Das Ziel dieser Herangehensweise ist, realitätsnahe und international vergleichbare Klassifizierungen zu ermöglichen, die sich an der tatsächlichen Streuung der globalen Risikowerte orientieren – und nicht an einem theoretisch gleichmäßigen Raster.
Konkret beruhen die Schwellenwerte auf einer perzentilenbasierten Einteilung der Länder in fünf Risikoklassen. Dabei wird die Verteilung der Indexwerte aller betrachteten Länder über einen Zeitraum von 20 Jahren analysiert (z. B. von 2000 bis 2020), und die Kategorien anhand der quantitativen Verteilung definiert. So ergibt sich beispielsweise:
- „Sehr hoch“ = oberstes 20 % der Werte (z. B. ab dem 80. Perzentil)
- „Hoch“ = 60.–80. Perzentil
- „Mittel“ = 40.–60. Perzentil
- „Niedrig“ = 20.–40. Perzentil
- „Sehr niedrig“ = unterstes 20 % der Werte
Diese dynamische Kategorisierung hat einen entscheidenden Vorteil: Sie passt sich an die tatsächliche globale Risikolage an, ohne dass sich die Einordnung eines Landes nur aufgrund kleiner rechnerischer Schwankungen verändert. Denn die Werte im WeltRisikoIndex sind nicht linear verteilt – das heißt, viele Länder haben ähnliche mittlere Risiken, während nur wenige sehr hohe oder sehr niedrige Werte aufweisen. Eine lineare Aufteilung (z. B. in exakt 20 Punkte breite Klassen) würde diesen Unterschieden nicht gerecht und könnte das tatsächliche Risiko verzerren.
Zusätzlich ermöglichen die so definierten Schwellenwerte eine vergleichbare Bewertung über die Jahre hinweg, selbst wenn sich die absolute Risikohöhe global verändert – etwa durch klimatische, gesellschaftliche oder geopolitische Verschiebungen.
Die Einteilung in Kategorien erfolgt bewusst ungleichmäßig, um der tatsächlichen weltweiten Verteilung von Risiken gerecht zu werden. Dadurch entsteht ein realistisches und stabiles Bild von Risikoklassen, das den Vergleich zwischen Ländern und über Zeiträume hinweg methodisch sauber ermöglicht.

























